Das Schulsystem in Amerika

Das Wichtigste zuerst: In den USA gilt die Schulpflicht. Ein Schuljahr im amerikanischen Schulsystem besteht aus zwei Halbjahren und dauert insgesamt von August bis Juni. Zeugnisse gibt es zweimal im Schuljahr. Der Schultag beginnt etwa um 8 Uhr und endet gegen 15 Uhr. Generell unterscheidet man in Amerika zwischen staatlichen, privaten und konfessionellen Schulen. Konfessionelle Schulen sind Bildungseinrichtungen, die von religiösen Gemeinschaften geleitet werden.

Die Schüler haben Zugang zu einem breiten Angebot an verschiedenen Fächern. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den USA eine relativ freie Fächerwahl, was den Schülern mehr Flexibilität in ihrer Ausbildung ermöglicht - dazu später mehr. Bei der Auswahl der Fächer steht Schülern und Schülerinnen ein Vertrauenslehrer, der sogenannte Guidance Counselor, zur Seite.

Diese Vertrauenslehrer unterstützen Eltern und Schüler bei der Erreichung von Bildungszielen und helfen jungen Menschen, schulische, familiäre und soziale Anforderungen zu bewältigen sowie Fähigkeiten wie Planung, Kompromisse und Verhandlungen zu erlernen.

Wusstest du schon: Nein, es ist kein Klischee: Schüler werden tatsächlich in den gelben Schulbussen, bekannt aus Film und Fernsehen, in die Schule gebracht.

Ebenso wie die Grundschule, Mittel- und Oberstufe hat auch das amerikanische Schulsystem verschiedene Schulformen. Dazu gehören die Preschool (Kindergarten), die Grundschule (Elementary School), die Mittelschule (Middle School) und die Oberschule (High School). Ein System aus verschiedenen Schulen mit Haupt-, Realschule, sowie Gymnasium gibt es hier nicht. Doch wie funktionieren diese einzelnen Schulformen im Detail? Schauen wir uns die Systeme etwas genauer an.

Die Preschool, oft auch Kindergarten genannt, richtet sich in den USA an Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren und bereitet sie spielerisch auf die Grundschule vor. Sie legt, wie auch der Kindergarten in Deutschland, den Schwerpunkt auf die frühe Entwicklung sozialer, emotionaler und grundlegender akademischer Fähigkeiten.

Die Elementary School in den USA bildet die erste Stufe des formalen Bildungssystems und richtet sich an Kinder im Alter von etwa 5 bis 11 Jahren. In der Regel reicht sie bis zur fünften oder sechsten Klasse, je nach Bundesstaat. Die Fächer umfassen grundlegende Disziplinen wie Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften und Sozialkunde, ergänzt durch Kunst, Musik und Sportunterricht. Hier ähnelt sich der Unterricht sehr dem deutschen System. Lehrer in der Elementary School legen besonderen Wert darauf, grundlegende akademische Fähigkeiten zu vermitteln und die soziale sowie emotionale Entwicklung der Kinder zu fördern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die enge Zusammenarbeit mit den Eltern, um eine unterstützende Lernumgebung zu schaffen. Die Elementary School bildet somit die Basis für die weitere schulische Laufbahn.

Die Middle School in den USA richtet sich an Schüler im Alter von 11 bis 14 Jahren und umfasst typischerweise die Klassen 6 bis 8. In dieser Phase haben die Schüler eine größere Auswahl an Fächern, einschließlich Wahlfächern wie Fremdsprachen und Kunst, und werden von Fachlehrern unterrichtet. Schulberater unterstützen bei der Fächerwahl oder bei aufkommenden persönlichen Problemen. Die Middle School bereitet die Schüler auf die Highschool und ihre Auswahl für ihre Universität vor.

Du fragst dich in welche Klasse ein Sophomore geht? Oder wann man in den USA als Senior gilt? Diese Tabelle sollte dir einen guten Überblick verschaffen:

Die Highschool in den USA umfasst die Klassen 9 bis 12 und richtet sich an Schüler im Alter von etwa 14 bis 18 Jahren. Die Schüler können aus einer Vielzahl von Pflicht- und Wahlfächern wählen, einschließlich Advanced Placement (AP)-Kurse, die auf College-Niveau unterrichtet werden. Du fragst dich was ein AP-Kurs ist? Lass es mich dir schnell erklären:

Einfach gesagt: AP-Kurse sind Highschool-Kurse, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen Punkte für das College zu sammeln. Die Teilnahme an AP-Kursen an der Highschool bietet Schülern damit die Möglichkeit, Studienleistungen zu erwerben und eine höhere Einstufung im College zu erreichen. Die Advanced-Placement-Prüfungen (AP) sind anspruchsvolle Klausuren auf College-Niveau, die in verschiedenen Fächern abgelegt werden können. Die Prüfungen werden nach einem 5-Punkte-System bewertet, wobei 5 die höchste Punktzahl ist und 3 Punkte zum Bestehen erforderlich sind. Die Kurse werden meist in Grundfächern wie Biologie, Geschichte, Mathematik oder verschiedenen Fremdsprachen angeboten.

Amerikanische Highschools bieten auch zahlreiche außerschulische Aktivitäten wie Sport, Musik, Theater und Clubs an, die eine wichtige Rolle in der persönlichen und sozialen Entwicklung der Schüler spielen.

Das waren eine Menge Informationen auf einmal. Falls du dich immer noch fragst, in welchem Alter welche Klasse besucht wird, haben wir dir hier noch einmal eine übersichtliche Liste erstellt:

Jetzt weißt du, wie die einzelnen Schulsysteme aufgeteilt sind. Doch wie funktioniert das Schulsystem eigentlich? Was sind die einzelnen Facetten des Schulsystems? Schauen wir uns die einzelnen Aspekte genauer an.

Eines vorweg: Die Fächerwahl und der Unterricht im amerikanischen Schulsystem bieten den Schülern und Schülerinnen eine bemerkenswerte Flexibilität, besonders in der Highschool. Hier ist das Angebot weitreichend: von film production (Filmproduktion), bishin zu culinary arts (Kochkunst) oder fashion design (Modedesign) stehen dir praktisch alle Türen offen. Natürlich gibt es an amerikanischen Schulen auch die ganz klassischen Fächer: Mathe, Biologie, Geschichte, Physik - all diese Fächer wirst du bei deinem Highschoolbesuch auf dem Unterrichtsplan finden.

Während in Deutschland solche besonderen Schulfächer meist nur außerschulisch in AGs wahrgenommen werden können, haben Schüler und Schülerinnen an amerikanischen Schulen die Möglichkeit, ihre individuellen Interessen und zukünftigen Karriereziele bereits frühzeitig zu verfolgen. Neben einer breiteren Auswahl an Schulfächern werden mit den extracurricular activities (extrakurrikularen Aktivitäten) Kurse zu verschiedenen Sportarten, Musikgruppen und weiteren außerschulischen Aktivitäten angeboten.

Diese Vielfalt ermöglicht es den Schülern, einen breitgefächerten und zugleich spezialisierten Bildungsweg zu gestalten. Um bei der Auswahl der passenden Fächer zu helfen, hilft ihnen auch hier der Guidance Counselor. Am Anfang des Schuljahres werden sowohl die Pflichtfächer, als auch die Wahlfächer mit dem Counsleor zusammen ausgewählt. Sie spielen eine entscheidende Rolle, da sie sicherstellen, dass die Schüler überlegte Entscheidungen treffen, die ihren individuellen Bedürfnissen und Zielen entsprechen.

Der größte Unterschied zuerst: die Bewertung der Tests erfolgt im amerikanischen Schulsystem nicht mit Noten von 1 bis 6, sondern mit Buchstaben von A bis F. Ein “A” entspricht demnach einer “1”, während ein “F” eine “5”, also mangelhaft bedeutet.

An amerikanischen Schulen wird das sogenannte GPA (”Grade Point Average”) System benutzt, welches die Noten (die in Buchstaben ausgedrückt werden) auswertet.

Hier ist eine Liste, wie das GPA-System funktioniert:

Doch wie wird der GPA nun genau berechnet?

Jeder Kurs im amerikanischen Bildungssystem hat eine bestimmte Anzahl von "credits" oder "credit hours", die häufig der Anzahl der Wochenstunden entsprechen, die der Kurs umfasst. Zur Punkteberechnung wird für jeden Kurs der Punktewert der erhaltenen Note mit den zugehörigen Credits multipliziert. Der Gesamt-GPA wird dann berechnet, indem die Summe der gewichteten Punkte durch die Summe der Credits geteilt wird.

Nehmen wir als Beispiel einen Mathematikkurs. Angenommen, ein Schüler belegt einen Mathematikkurs, der 3 Credits wert ist, und erhält in diesem Kurs die Note B, die einem GPA-Wert von 3.0 entspricht.

3.0(GPA-Wert)×3(Credits)=9.0(gewichtete Punkte)

Anschließend wird die Summe der gewichteten Punkte mit der Summe der gesammelten Credits dividiert.

Für dieses Beispiel wäre die Rechnung somit folgendermaßen:

9.0:3 = 3.0 (GPA)

Daraus entsteht schließlich der GPA. Wenn der Schüler jedoch mehrere Kurse belegt hat, würde man die gewichteten Punkte aller Kurse addieren und durch die Summe der Credits aller Kurse teilen, um den Gesamt-GPA zu berechnen.

Insgesamt erfolgt die Bewertung der Schüler und Schülerinnen im amerikanischen Schulsystem durch regelmäßige Tests, Hausaufgaben, Projekte und Abschlussprüfungen. Diese kontinuierliche Leistungsbewertung hilft, den Fortschritt der Schüler zu überwachen und ihnen gezielt Feedback zu geben. In der 12. Klasse schreiben die Schülerinnen und Schüler eine Aufnahmeprüfung, ein sogenannter SAT-Test (Cholastic Assessment Test), mit der sie sich gleichzeitig an der Universität ihrer Wahl bewerben. Nach erfolgreichem Abschluss der 12. Klasse erhalten sie ein Highschool-Diplom, das ihnen die Tür für ihren weiteren beruflichen oder akademischen Laufweg ebnet.

Diese Frage ist schwer zu beantworten, besonders da jedes Schulsystem seine eigenen Vorzüge hat. Positiv hervorzuheben beim amerikanischen Schulsystem ist die enorme Individualität, die durch die verschiedenen Fächer angeboten wird. Gleichzeitig übernehmen die Jugendlichen mehr Verantwortung und Selbständigkeit und haben mit dem individuellen Erstellen mehr Spaß als an einem vorgesetzten Unterricht. Eine zu frühe Spezialisierung könnte aber auch dazu führen, dass die Allgemeinbildung darunter leidet. Gleichzeitig erhöht es den Druck auf Schüler und Schülerinnen, die nicht wissen, was sie mit ihrer Zukunft anfangen wollen. Das kann natürlich aber auch von Vorteil sein, wenn schon früh klar ist, wo es beruflich hingehen soll.

Wo genau unterscheiden sich die beiden Schulsysteme eigentlich? Diese Tabelle gibt euch einen Überblick:

Das amerikanische Schulsystem ist spannend, vielfältig und weist einige große Unterschiede zum deutschen Schulsystem auf. Du hast Lust bekommen, eine amerikanische Highschool von innen zu und das Schulsystem aus erster Hand zu erleben? Dann ist ein Schüleraustausch die perfekte Gelegenheit, um neue Erfahrungen zu sammeln und dein Englisch aufzupolieren. 

Tipp: Du wolltest schon immer einmal wissen, wie das Schulsystem in Kanada aussieht? Dann klicke hier.